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Seitenansicht des roten Haus im Park. Es ist teilweise von einer Mauer verdeckt.

SkF Berlin: Heizen mit Erdwärme

Lesezeit | ca. 3 Minuten
3. November 2023

Mit dem "Haus im Park" hat der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Berlin vor einem Jahr ein neues Wohnhaus für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung eröffnet und wurde dafür mit dem Holzbaupreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. Das Besondere: Um CO₂-Emissionen einzusparen, verfügt das Haus unter anderem über eine Geothermieanlage. Rita Brandt, Geschäftsführerin des Vereins, berichtet, warum sie froh ist über diese Entscheidung.  

  • Die Geothermieanlage bezieht die Wärme aus fast 100 Metern Tiefe.
  • Das "Haus im Park" hat bereits nach einem Jahr ein optimales Verhältnis zwischen eingesetzter elektrischer Energie und nutzbarer Heizleistung erreicht. 
  • Die Geothermieanlage erfüllt die Erwartungen des SkF e. V. Berlin an eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung. 

 

Frau Brandt, was waren die Hauptgründe dafür, dass Sie sich beim Neubau des "Haus im Park" für eine Geothermieanlage entschieden haben?

Rita Brandt: Aus unserer Sicht war diese Entscheidung alternativlos – insbesondere im Hinblick auf die Klimaziele, Versorgungssicherheit und die langfristige Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Deshalb haben wir uns bei der Planung des "Haus im Park" bewusst für Geothermie als nachhaltige, zukunftsorientierte Lösung und langfristiges Investment in Energieeffizienz und Klimaschutz entschieden.

Die Installation der Anlage war von Anfang an auf ökologische Effizienz ausgerichtet. Wie empfinden Sie den Komfort der Anlage, nach dem sie nun ein Jahr in Betrieb ist?

Rita Brandt: Die Wärmepumpen, die von einigen unserer Experten gerne mal als "Gefriertruhen" bezeichnet werden, arbeiten vollkommen geruchsfrei und bieten im Vergleich zu herkömmlichen Heizungskellern ein aufgeräumtes und nahezu lautloses Bild. Es lief alles reibungslos, und das gute Klima im Haus ist spürbar. Wir sind froh, uns für die Anlage entschieden zu haben: Die geothermische Heiz- und Warmwassertechnik läuft völlig störungsfrei und erfüllt unsere Erwartungen an eine nachhaltige und zuverlässige Energieversorgung in vollem Umfang.

Rita Brandt, die Geschäftsführerin des SkF Berlin e.V., hat sich beim "Haus im Park" bewusst für Erdwärme entschieden.

Rita Brandt, Geschäftsführerin des SkF Berlin e.V. (Foto: SkF e. V. Berlin)

Inzwischen liegen die Zahlen des ersten Betriebsjahres zu Verbrauch etc. vor. Hat sich die Anlage auch unter wirtschaftlichen Aspekten gelohnt?

Rita Brandt: Ob sich die Geothermie finanziell bereits ausgezahlt hat, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend bewerten. Die CO2-Einsparungen lassen sich aktuell nur eingeschränkt beurteilen, da das Gebäude erst seit einem Jahr in Betrieb ist und sich die CO2-Bepreisung weiterhin entwickelt. Auch belastbare Vergleichswerte zu konventionellen Heizsystemen liegen uns nicht vor, da eine pauschale Gegenüberstellung angesichts der individuellen Gebäudenutzung und technischer Rahmenbedingungen schwierig ist.

Aber dank der sorgfältig geplanten Anlagentechnik hat das "Haus im Park" bereits jetzt ein optimales Verhältnis zwischen eingesetzter elektrischer Energie und nutzbarer Heizleistung erreicht – ganz im Sinne eines nachhaltigen und zukunftsfähigen Gebäudekonzepts. Gemeinsam lieferten die Wärmepumpen im ersten Jahr in Betrieb beeindruckende 135.223 kWh Energie. Davon wurden 111.187 kWh aus dem Erdreich gewonnen – bei einem Stromverbrauch von lediglich 24.036 kWh. Mit Jahresarbeitszahlen von 5,2 und 5,8 übertreffen beide Pumpen die gängigen Effizienzanforderungen deutlich – das sind sehr gute Werte.

Die geplante Ergänzung des Energiesystems um eine Photovoltaikanlage wird die Energieeffizienz zusätzlich verbessern und voraussichtlich auch die Betriebskosten senken. Unsere Erfahrungen können daher sicherlich wertvolle Anknüpfungspunkte für Einrichtungen mit vergleichbaren Zielen bieten.

"Unsere Erfahrungen können wertvolle Anknüpfungspunkte für Einrichtungen mit vergleichbaren Zielen bieten."

Rita Brandt
Geschäftsführerin des SkF Berlin e. V.

Mit welchen Kosten oder besser mit welchen Herausforderungen müssen Interessierte rechnen, die eine Geothermieanlage anschaffen möchten? Und welche öffentlichen Fördermittel gibt es bzw. hat der SkF e. V. Berlin in Anspruch genommen?

Rita Brandt: Konkrete Kosten in der Baubranche sind mittlerweile, wie wir alle wissen, im Prinzip kaum noch verlässlich zu benennen. Wenn man bedenkt, dass wir inzwischen das Jahr 2025 schreiben, vor einem Jahr das Haus im Park bezogen haben und die Bauarbeiten 19 Monate dauerten, dann können Sie sich vorstellen, dass der Preis für das Gesamtpaket heute ein ganz anderer wäre. Allein die Preissteigerung bei der ersten Erdsonden-Probebohrung im Januar 2022 – mit 100 Meter Tiefe – lag bis Ende 2023 bei 13,2 Prozent pro Bohrung.

Insgesamt waren acht Bohrungen erforderlich. Die Preiskalkulation hängt stark von den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort ab und kann von den Angeboten abweichen. Ursprünglich waren lediglich sieben Bohrungen vorgesehen. Aufgrund der Analyse der Messdaten aus der Probebohrung, insbesondere der Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit sowie weiterer geologischer Parameter, wurde eine achte Bohrung notwendig. Preissicherheit bestand hingegen bei den Heizungs- und Sanitärarbeiten.

Wir hatten das Glück, dass wir Anfang 2022 noch Förderanträge bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) stellen konnten – konkret für Wohngebäude mit dem Standard Effizienzhaus 55 EE. Dieses Programm fokussierte sich auf Neubauten und setzte den Nachweis von Einsparungen bei den CO2-äquivalenten Emissionen sowie beim Jahresprimärenergiebedarf voraus. Durch den Einsatz der Geothermie konnten wir einen Gesamtdeckungsanteil von 100 Prozent an erneuerbaren Energien erreichen – ein Kriterium, das für die Förderfähigkeit entscheidend war. Auch die Holzhybridbauweise hat wesentlich zur Erfüllung der Förderbedingungen beigetragen.

Was würden Sie anderen Bauherren raten, wenn sie mit dem Gedanken spielen, eine Geothermieanlage zu installieren? Wie sollten Sie vorgehen?

Rita Brandt: Das hängt letztlich stark von der jeweiligen Ausgangslage und zudem von den langfristigen politischen Rahmenbedingungen ab. Vor allem sollten sie sich Experten ins Boot holen, die den Energiebedarf analysieren und den Standort auf Tauglichkeit prüfen. Hier kommt es etwa auf die Bodenbeschaffenheit und den Platz für Bohrungen an.

Ebenso entscheidend ist ein verlässlicher Partner, wenn es um Finanzangelegenheiten geht. Wir wurden bei unserem Vorhaben sehr gut von der Pax-Bank, inzwischen Pax-Bank für Kirche und Caritas, unterstützt. Das ist für einen Verein, der sich an ein solch anspruchsvolles Gesamtprojekt wie das "Haus im Park" herangewagt hat, eine optimale Basis.

SkF Berlin: Geothermie Infografik

Die Infografik zeigt die Funktionsweise der Geothermie-Anlage im "Haus im Park".

 

Geothermie 

Unter Geothermie versteht man die Nutzung von Wärmeenergie, die im Erdinneren gespeichert ist. Man unterscheidet in oberflächennahe und tiefe Schichten. Unterhalb der Erdoberfläche steigt die Temperatur mit zunehmender Tiefe – im Durchschnitt etwa 3 °C pro 100 Meter. Diese Wärme lässt sich technisch nutzen – entweder zur Heizung, Warmwasserbereitung oder in größeren Anlagen auch zur Stromerzeugung. Die Heizungsanlage im „Haus im Park“ besteht aus einer Kaskade von zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen, die ein Flächenheizsystem mit niedriger Vorlauftemperatur (Fußbodenheizung) versorgen. Eine der Wärmepumpen übernimmt darüber hinaus die Vorwärmung eines Speichers, aus dem eine nachgeschaltete Hochtemperatur-Wärmepumpe hygienisch sicheres Trinkwarmwasser mit bis zu 70 °C erzeugt.
 

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Darstellung unseres Mitarbeitenden Christian Hofmann

Christian Hofmann

Bereichsleitung Institutionelle Kreditberatung

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