Wie wird das Modellprojekt von den Gemeinden und Spendern angenommen? Gibt es erste Erkenntnisse aus der Testphase?
Prälat Tobias Przytarski: Wir testen seit Dezember 2023 in drei verschiedenen Pfarreien – mit unterschiedlichem Erfolg. Was man aber für alle drei Pfarreien sagen kann ist, dass die digitale Spendendose nicht einfach als Ersatz oder zusätzlich zum Kollektenkorb durch die Reihen gegeben werden kann. Dafür ist sie zu neu und ungewohnt, zudem dauert der Bezahlvorgang an manchen Stellen zu lange. Eine Pfarrei hat die digitale Spendendose am Ausgang eingesetzt. Eine Person steht als Ansprechperson zur Verfügung und es ist genug Zeit, sich mit dem Gerät vertraut zu machen.
Das ist die wichtigste Erkenntnis aus der Probezeit – es braucht Personen aus der Pfarrei, die das Projekt wollen, die das kommunikativ begleiten und für die Einsatzfähigkeit der digitalen Spendendosen sorgen. Diese müssen zum Beispiel zum richtigen Zeitpunkt aufgeladen sein. Es braucht bei den Vermeldungen Ansagen, dass heute auch digital gespendet werden kann, und es braucht eine Kommunikation durch das pastorale Personal, die diese Form der Spende unterstützt.
Sehr gute Erfahrungen haben die Pfarreien gemacht, die die digitalen Spendendosen auf Basaren und Veranstaltungen eingesetzt haben, wo sie ihre sozialen Projekte vorgestellt und zum Spenden eingeladen haben. Das gibt auch den Ehrenamtlichen viel Sicherheit, wenn sie nicht das Bargeld transportieren und verwalten müssen. Zudem konnte Kirche an diesen Stellen ein modernes, ein zeitgemäßes "Gesicht zeigen".
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Einführung digitaler Spendenlösungen in Kirchengemeinden?
Prälat Tobias Przytarski: Neben den eben schon angesprochenen Punkten braucht es eine Diskussion und Zustimmung in den Gremien der Pfarrei. Eine klare Positionierung, dass die Pfarrei diesen Weg gehen möchte, um Menschen zum Spenden einzuladen, ist wichtig. Auch für die Praxis müssen einige Dinge geklärt werden – wo wird die Dose aufbewahrt, wer lädt sie auf, wer steht als Ansprechperson im Gottesdienst zur Verfügung, wer hat Zeit, um auch mal ein technisches Problem mit dem Dienstleister zu klären usw.
Und dann müssen die Spendendosen einfach regelmäßig zum Einsatz kommen. Wenn es nicht mehr neu und ungewöhnlich ist, dann steigt die Akzeptanz. Für die Abrechnung der Spenden über den Anbieter wünsche ich mir noch etwas mehr Schnelligkeit und Transparenz.
Glauben Sie, dass digitale Spendenmöglichkeiten in Zukunft die klassische Kollekte verstärkt ergänzen oder vielleicht ganz ersetzen werden?
Prälat Tobias Przytarski: Wir bieten schon seit längerer Zeit die Möglichkeit, diözesane Kollekten und konkrete Projekte mit einer Online-Spende zu unterstützen. Das wird gern genutzt, besonders wenn wir es in Newslettern bewerben oder die QR-Codes auf Plakate und andere Medien drucken.
Aus meiner Sicht verstärken die digitalen Möglichkeiten die Kollekteneinnahmen. Dass sie die klassische Kollekte in absehbarer Zeit ersetzen, halte ich nicht für denkbar. Dafür ist es einfach für viele Menschen auch ein richtig gutes Gefühl, einen sichtbaren Beitrag in einen Korb zu legen. Sich somit auch haptisch ein Erlebnis zu verschaffen. Vielleicht wären solche Effekte auch an den digitalen Dosen eine gute Idee – ein Klimpern, Rascheln oder ein freudiges "Vergelt’s Gott!"