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Kirchliche Investitionen

HINRICHS HANDELT: Wie nachhaltig investiert die Kirche?

Kirchliche Investitionen haben eine enorme Hebelwirkung – finanziell und moralisch. Doch welchen Freiraum haben kirchliche Investoren bei der nachhaltigen Geldanlage? Die Spannung zwischen Verbindlichkeit und Eigenverantwortung steht im März im Mittelpunkt einer hochkarätig besetzten Tagung der Pax-Bank.

  • 2015 markierte mit drei Ereignissen einen Aufbruch für nachhaltige Investitionen: die Enzyklika Laudato si’, die UN-Nachhaltigkeitsziele und die Pariser Klimakonferenz.
  • 2025 ist die Ernüchterung groß: Klimaschutz hat an politischer Priorität verloren, viele Finanzakteure ziehen sich zurück.
  • Die Kirche kann und muss Vorbild sein – bei der Tagung "Müssen oder dürfen?" diskutieren Experten, wie es weitergeht.

Ein neues Jahr hat begonnen – eine Zeit des Innehaltens und Zurückblickens. Der Beginn eines Jahres lädt dazu ein, Vergangenes zu reflektieren: Was hat uns das vergangene Jahr gebracht? Welche Entwicklungen haben uns als Gesellschaft und persönlich geprägt? Manchmal lohnt es sich, auch weiter zurückzuschauen. 

2015 – Ein Jahr der Aufbrüche

Ich selbst denke vor allem an das Jahr 2015 - ein Jahr, das für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die nachhaltige Geldanlage eine Zeitenwende darstellte: Die Vereinten Nationen verabschiedeten die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und legten damit einen ehrgeizigen Fahrplan für eine bessere Zukunft fest. In Paris einigte sich die Weltgemeinschaft auf das Klimaabkommen, das die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzen sollte. Und Papst Franziskus rief in seiner Enzyklika Laudato si’ dazu auf, die Schöpfung zu bewahren und unsere Verantwortung für den Planeten ernst zu nehmen.

Ernüchterung im Jahr 2025

Zehn Jahre später ist von dieser Aufbruchsstimmung nicht mehr viel zu spüren. Die Welt wirkt ernüchtert. In den USA wurde ein neuer, alter Präsident vereidigt, der an seinem ersten Amtstag den Rückzug aus dem Pariser Abkommen ankündigt und die Ölförderung kräftig ausweiten möchte. Große US-Banken kehren der Net Zero Banking Alliance (NZBA), der Klimaallianz der Finanzbranche, den Rücken. Auch im deutschen Bundestagswahlkampf hat der Klimaschutz nicht mehr die Priorität, die er 2021 noch im Bundestagswahlkampf hatte.

Transformation braucht Zeit

Solche Rückschläge sind entmutigend. Doch wenn wir weiter zurückschauen, erkennen wir: Solche gewaltigen Veränderungen wie die ethisch-nachhaltige Transformation benötigen Zeit. Bei unserer Nachhaltigkeitstagung im November verglich Silke Stremlau den Wandel mit der Abschaffung der Sklaverei – ein Prozess, der über 100 Jahre dauerte und zahlreiche Rückschläge erlitt. Doch am Ende setzte sich das Unumkehrbare durch.

Und tatsächlich gibt es 2025 auch positive Nachrichten, die Mut machen: 

Die Kirche als Vorbild für nachhaltige Geldanlage

Ein weiteres Zeichen des Fortschritts beim Thema Nachhaltigkeit ist die Kirche selbst. Sieben Jahre nach Laudato si’ veröffentlichte die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften 2022 das Dokument Mensuram Bonam, das katholischen Institutionen und Gläubigen Orientierung für glaubenskonformes Investieren bietet. Die Frage, wie christliche Werte mit verantwortungsvollem Wirtschaften verbunden werden können, gewinnt mit diesem Aufruf an Bedeutung. Noch mehr, seitdem das Dokument im November 2024 auch in der deutschen Übersetzung erschienen ist. Genau darüber werden wir bei unserer Tagung am 18. März in Köln diskutieren.

Tagung mit hochkarätig besetztem Podium

"Müssen oder dürfen? Verbindlichkeit contra Eigenverantwortung in der kirchlichen Geldanlage". So lautet der Titel einer hochkarätig besetzten Tagung in Köln, bei der Expertinnen und Experten am 18. März auf Einladung der Pax-Bank der Frage nachgehen, wie weitreichend die bestehenden Orientierungshilfen sind und ob verbindlichere Vorgaben notwendig sind. Die Tagung ist hochkarätig besetzt: Mit dabei sind unter anderem Peter Bohynik (Geschäftsführer, Österreichische Ordenskonferenz), Bernd Jünemann (Finanzdirektor, Erzbistum Berlin und Mitglied im Aufsichtsrat der Pax-Bank) sowie Kardinal Peter Turkson, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, die Mensuram Bonam verfasst hat. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Stiftung Centesimus Annus pro Pontifice – Deutsche Sektion durchgeführt.

Wandel beginnt bei uns selbst

Ich lade Sie herzlich ein, diese Fragen mit uns zu erörtern. Kirchliches Handeln ist Handeln in der Welt – und somit ist die Geldanlage der Kirche nicht nur Teil ihrer Glaubwürdigkeit, sondern auch ihrer Mission – nicht nur aufgrund der erheblichen finanziellen Mittel, die sie verwaltet, sondern auch als moralisches Vorbild. Ihre Investitionsentscheidungen haben Strahlkraft und können Impulse für eine gerechtere und nachhaltigere Finanzwelt setzen.

Und vergessen wir dabei nicht: Wandel beginnt bei uns selbst. In diesem Sinne möchte ich mit den Worten des persischen Dichters Rumi schließen:

„Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und verändere mich selbst.”

Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī

Persischer Sufi-Mystiker, Gelehrter und Dichter