Wie meinen Sie das genau?
Görner: Eine Spende und vor allem ein Vermächtnis oder eine Erbschaft ist so etwas wie eine Stimmabgabe bei einer Wahl, die besagt: "Ja, ihr erfüllt einen guten Zweck in unserer Gesellschaft. Was ihr macht, ist sinnvoll, und ich möchte, dass ihr das auch in Zukunft machen könnt." Ein kleines Beispiel: Bei der Gründung einer eigenen Treuhandstiftung erzählte mir der Stifter, dass seine Frau vor einem Jahr mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dabei hätten sich die Malteser Rettungskräfte sehr liebevoll um seine Frau und ihn gekümmert. Das habe ihn beeindruckt und mit dazu bewogen, eine Stiftung zugunsten der gemeinnützigen Arbeit der Malteser zu gründen. Es muss natürlich nicht gleich ein Rettungseinsatz sein. Eine freundliche und den Anrufern zugewandte Stimme am Telefon kann eine ähnliche Bedeutung haben.
Sie beraten Menschen auch zu einer möglichen Stiftungsgründung. Was beinhaltet so eine Beratung?
Görner: Interessenten, die eine Stiftung gründen möchten, erhalten zuallererst unseren Stiftungsratgeber. Anschließend vereinbaren wir gerne einen persönlichen Gesprächstermin. Uns ist es wichtig, unsere Stifterinnen und Stifter persönlich kennenzulernen, damit Vertrauen wachsen kann und gegenseitige Ziele, Möglichkeiten aber auch Grenzen klar werden. Natürlich sprechen wir auch über einzelne Schritte zur Stiftungsgründung wie Name, Zweck, Grundstockvermögen und steuerliche Aspekte.
Müssen Stiftungen heute mehr Anstrengungen unternehmen, um Spenden oder Zustiftungen zu generieren?
Görner: In der Tat werben heutzutage deutlich mehr gemeinnützige Vereine und Stiftungen um Unterstützerinnen und -unterstützer. Zudem ist es über die Online-Kanäle tendenziell leichter, eine größere Reichweite zu erzielen. Insofern wird die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit immer wichtiger. Ferner spielt die wirtschaftliche Situation und demografische Entwicklung in unserem Land eine immer größere Rolle, was natürlich auch Auswirkungen auf das Thema Nachlassgestaltung hat. Nichtsdestotrotz dürfte das Stiften und Spenden an sich aber in gewisser Weise eine Konstante bleiben, da der Impuls, zu helfen und Sinnvolles zu tun, ein Grundbedürfnis der meisten Menschen ist.