Wie hat sich das Thema ethisches Investment seit den Anfängen in Ihren Augen entwickelt?
Sr. Maria Schneiderhan: Zum Glück stehen wir heute ganz woanders als vor über 20 Jahren. Damals war es ein Nischenprodukt, das in der Öffentlichkeit kaum gegenwärtig war. Wenn man die Banken nach ethischen Investitionsmöglichkeiten gefragt hat, war die Antwort oft ein Achselzucken. In der Zwischenzeit wurde viel geforscht, experimentiert und professionalisiert. Um die Jahrtausendwende gab es erste Schritte in Richtung einer Ratingagentur im Nachhaltigkeitsbereich. Heute gibt es viele Ratingagenturen. Und zahlreiche Banken haben ihre eigenen Ratingabteilungen und sind in Sachen Nachhaltigkeit sehr aktiv.
Wie sind Sie mit Ihrem Anliegen damals vorgegangen?
Sr. Maria Schneiderhan: Wir waren etwas frech. Wir haben unsere Kriterien genannt und die Banken aufgefordert, sich schlau zu machen. Das war unsere Bedingung: Entweder ihr macht es so, wie wir es wollen, oder wir gehen zu einer anderen Bank. Das hat gezogen. Auch heute werden wir nicht müde, bei Banken nachhaltige Angebote nachzufragen.
Was beschäftigt Sie denn aktuell besonders?
Sr. Maria Schneiderhan: Ein Thema, bei dem wir als Gemeinschaft noch am Anfang stehen, betrifft die Frage, inwieweit wir uns mehr am Engagement-Ansatz beteiligen können. Können wir uns mit anderen Einrichtungen zusammentun und aktiv auf Unternehmen zugehen, um sie auf Missstände aufmerksam zu machen und auf diese Weise Veränderungen zu bewirken? Mit einigen Firmen kann so ein interessanter Dialog entstehen. Der AKI, der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren in der evangelischen Kirche in Deutschland, ist an dieser Stelle der katholischen Kirche etwas voraus. Wir sollten schauen, ob wir so etwas nicht auch im Bereich der katholischen Kirche oder sogar gemeinsam auf die Beine stellen können. Da ist noch Luft nach oben.
Seit 2020 sind Sie Mitglied im Ethik-Beirat der Pax-Bank. Bedingt durch die Pandemie haben Sie die anderen Mitglieder bisher leider persönlich noch nicht treffen können. Wie bringen Sie sich in dieses Gremium ein?
Sr. Maria Schneiderhan: Mir ist bewusst, dass die Pax-Bank mehr für die großen Investoren steht. Mir ist aber wichtig, dass ethisches Investment im Privatkundengeschäft auch bei den Kleinanlegerinnen und -anlegern in Bewegung gebracht wird. Denn es geht ja nicht nur um die Geldanlage, sondern insgesamt um die Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit, mit dem sozialen Umfeld, mit der Ökologie. Ich sehe es in einem größeren Zusammenhang, und damit ist es für mich notwendig, auch die kleinen Sparerinnen und Sparer zu erreichen und sie auf das Thema aufmerksam zu machen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig es bisher ins Bewusstsein der Kleinanlegerinnen und -anleger gelangt ist, und sehe meinen Beitrag gemeinsam mit der Pax-Bank auch darin, Menschen dazu zu bringen, sich mit ethischem Investment zu beschäftigen.